Wie wählt man einen Schlafsack aus?
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Grundlegende fünf Regeln
Am Anfang jeder richtigen Auswahl, unabhängig vom Produkttyp, ist es wichtig, sich 5 grundlegende Fragen zu stellen, die dabei helfen, das passende Produkt zu finden:
- für wen die Ausrüstung bestimmt ist
- unter welchen Bedingungen sie hauptsächlich verwendet wird
- wie häufig sie verwendet wird
- was Sie von der Ausrüstung erwarten
- wieviel Sie in den Kauf investieren möchten
Wenn Sie auf all diese Fragen eine Antwort kennen, können Sie zur eigentlichen Auswahl übergehen.
Einteilung der Schlafsäcke
Schlafsäcke lassen sich nach mehreren Kriterien einteilen.
- nach Temperatureinsatz
- nach Geschlecht
- nach Schnittform
- nach verwendetem Isolationsmaterial
- nach ausgeübter Aktivität
1. Auswahl nach Temperatureinsatz
Die erste und häufigste Einteilung der Schlafsäcke erfolgt nach dem sog. Temperatureinsatz. Man unterscheidet folgende Schlafsäcke:
Sommerschlafsäcke
Wie der Name schon vermuten lässt, sind es Sommerschlafsäcke für warme Sommernächte. Sie eignen sich vor allem für einfache Unternehmungen wie z.B. Kanutouren, Festivals, Trampen oder Kinderferienlager - also überall dort, wo die Temperatur nicht unter 5 °C fällt.
Ein hochwertiger Sommerschlafsack wiegt in der Regel weniger als ein Kilogramm.
- Vorteile und Nachteile von Sommerschlafsäcken:
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Dreijahreszeitenschlafsäcke
Dreijahresschlafsäcke sind die universellsten und daher die meistgefragte Kategorie. Sie bieten ein vernünftiges Verhältnis zwischen Leistung – also Wärmeleistung, Parametern und Preis. Wenn Sie von Frühling bis Herbst draußen übernachten, anspruchsvollere Aktivitäten auch bei ungünstigen Wetterbedingungen ausüben oder generell eher kälteempfindlich sind, ist ein Dreijahreszeitenschlafsack die richtige Wahl.
In einem solchen Schlafsack schlafen Sie komfortabel bei Temperaturen um 0 °C oder leicht darunter. Die meisten Dreijahreszeitenschlafsäcke wiegen unter 1,5 kg, bei hochwertigen Modellen liegt das Gewicht eher bei etwa 1 kg.
- Vorteile und Nachteile von Dreijahreszeitenschlafsäcken:
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Winterschlafsäcke
Die letzte Kategorie hinsichtlich des Temperatureinsatzes sind Winterschlafsäcke. Diese bieten konkurrenzlosen Wärmekomfort – allerdings auf Kosten eines höheren Preises. Ein normaler Wanderer oder Camper wird ihr volles Potenzial kaum ausschöpfen und daher finden sie ihren Platz eher in Ausrüstungen von Expeditionen, Skialpinisten und Bergsteigern.
Wenn Sie im Winter nicht regelmäßig draußen übernachten, investieren Sie besser in einen wärmeren und hochwertigeren Dreijahreszeitenschlafsack.
- Vorteile und Nachteile von Winterschlafsäcken:
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2. Auswahl nach Geschlecht
Die Wahl des passenden Schlafsacks hängt auch davon ab, für wen er bestimmt ist. Es gibt folgende Varianten:
Unisex-Schlafsäcke
Unisex- oder auch Herrenschlafsäcke unterscheiden sich hauptsächlich in der Länge. Die übliche Länge eines Unisex-Schlafsacks beträgt je nach Hersteller, Modell und Größe etwa 210–230 cm. Häufiger jedoch wird die Länge in Bezug auf die Körpergröße angegeben – z. B. bis 190 cm, bis 200 cm usw.
Damenschlafsäcke
Damenschlafsäcke sind kürzer als die Unisex-Modelle. In der Regel sind sie für Körpergrößen bis 175 cm bestimmt. Außerdem können sie im Fußbereich eine zusätzliche Isolationsfüllung enthalten und unterscheiden sich häufig auch im Design und in der Farbgestaltung.
Kinderschlafsäcke
Kinderschlafsäcke ähneln Damenschlafsäcken. Sie sind kürzer – meist für Körpergrößen bis 150 cm. Einige Modelle sind vom Hersteller als „mitwachsend“ bezeichnet – sie können verlängert/verkürzt werden - damit der Wärmekomfort optimal auf die Körpergröße des Kindes abgestimmt ist. Zudem unterscheiden sie sich von anderen Typen durch ihre farbliche Ausführung und oft auch durch ihr ausgefallenes Kinderdesign.
Man sollte wissen, dass wenn ein Mann, eine Frau oder ein Kind denselben Schlafsack benutz, ihr Temperaturempfinden und ihr Komfort sehr unterschiedlich sein werden. Frauen und vor allem Kinder sind eher kälteempfindlich - es sollte also berücksichtigt werden, dass das, was Männer als akzeptable Temperatur empfinden, Frauen oder Kindern ziemlich unangenehm sein kann.
Temperaturkomfort
Zur besseren Orientierung beim Temperatureinsatz von Schlafsäcken wurde eine einheitliche europäische Norm eingeführt, nach der auf jedem Schlafsack 3 Werte zur Charakterisierung der Grenztemperaturen für den Gebrauch angegeben sein sollten.
Gemäß dieser Norm EN 13537 bzw. der neueren EN 23537 unterscheiden wir folgende Temperaturbereiche:
- Komforttemperatur
- Grenztemperatur
- Extremtemperatur
Die Klassifizierung nach EN 13537 bzw. EN 23537 erfolgt unter Laborbedingungen, die draußen in der Natur vermutlich nicht vorkommen. Die Temperaturwerte sind daher nur als Richtwerte zu verstehen. Im Allgemeinen gilt für die Grenzwerte folgendes:
Komforttemperatur
Dieser Wert richtet sich an Frauen oder kälteempfindlichere Personen und beschreibt die Temperatur, bei der eine 25-jährige Frau (160 cm, 60 kg) in guter körperlicher Verfassung unter idealen (Labor-)Bedingungen angenehm schläft – also ohne ein Kältegefühl im Schlafsack zu verspüren.
Grenztemperatur
Die Grenztemperatur ist auf Männer oder weniger kälteempfindliche Frauen ausgelegt und beschreibt das Gleiche wie die Komforttemperatur – jedoch bezogen auf einen trainierten 25-jährigen Mann (173 cm, 70 kg).
- Schlafsäcke bis 0 °C >
- Schlafsäcke bis -5 °C >
- Schlafsäcke bis -10 °C >
- Schlafsäcke bis -20 °C >
- Schlafsäcke bis -30 °C >
Extremtemperatur
Die Extremtemperatur ist ein theoretischer Wert, nach dem sich Kundinnen und Kunden keinesfalls richten sollten. Dieser Wert markiert die Grenze, an der bereits Unterkühlung oder im schlimmsten Fall gesundheitliche Schäden drohen – von einer einfachen Erkältung bis hin zu Erfrierungen.
Wir wiederholen: Schlafsäcke sollten niemals nach der Extremtemperatur ausgewählt werden!
Dies sind die Werte, anhand derer wir Schlafsäcke in einer bestimmten Kategorie vergleichen können. Allerdings muss man bei der Temperaturwahl vor allem darauf achten, ob man eine Frostbeule ist oder ob der Sommer für einen erst mit den ersten Schneeflocken endet.
Darüber hinaus hängt das Wärmeempfinden auch von Ihrem aktuellen körperlichen Zustand ab. Sind Sie müde, hungrig oder gerade erst genesen? Dann erwärmen Sie den Schlafsack nicht so leicht auf und benötigen wahrscheinlich ein wärmeres Modell.
Auch wichtig: Durch regelmäßigen Gebrauch brechen die Isolationsfasern im Schlafsack und die Wärmeleistung nimmt mit der Zeit ab. Gehen Sie bei der Wahl der Temperaturgrenzen also mit Vernunft und Ihrer Erfahrung vor – denn das Wärmeempfinden ist sehr subjektiv.
3. Auswahl nach Schnittform und Länge des Schlafsacks
Die Form des Schlafsacks sowie seine Länge sind weitere Kriterien bei der Auswahl. Schlafsäcke sind in verschiedenen Längen erhältlich – es ist wichtig, anhand der Verpackung oder beim Verkäufer zu klären, ob die angegebene Länge den Schlafsack selbst oder die empfohlene Körpergröße betrifft. Eine einfache Regel besagt: Der Schlafsack sollte 30–40 cm länger sein als Ihre Körpergröße.
Dies gilt auch für Kinder. Eltern sind oft der Meinung, dass nichts passiert, wenn sie ihrem Kind einen Erwachsenenschlafsack kaufen - immerhin sparen sie Geld, schließlich wächst das Kind ja so schnell, dass es in einem Jahr aus ihm herausgewachsen ist. Das Problem ist aber: Wenn die Lufttasche an den Füßen des Schlafenden zu groß ist, hat sein Körper nicht genug Energie, um sie aufzuwärmen - die Folge ist, dass die Kälte aus der Umgebung übernommen wird, was den Wärmekomfort verringert.
Mitwachsender Schlafsack
Deshalb haben einige Hersteller sog. mitwachsende Schlafsäcke entwickelt, die sich – meist per Reißverschluss – verlängern oder verkürzen lassen. So kann der Schlafsack länger benutzt werden und gleichzeitig wird der Wärmekomfort für das Kind verbessert.
Grundlegende Einteilung nach Form
Auch der Schnitt spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Schlafsacks. Hinsichtlich der Form unterscheidet man zwei Haupttypen.
Deckenschlafsäcke
Deckenschlafsäcke sind eher für weniger anspruchsvolle Aktivitäten geeignet und für Personen, die gerne viel Bewegungsfreiheit im Schlafsack haben. Bei ihnen liegt der Fokus mehr auf Komfort und angenehmem Gefühl als auf den funktionellen Eigenschaften des Materials – auch wenn das nicht immer der Fall ist.
Fahren Sie mit dem Auto zum Campingplatz oder in eine Hütte und legen mehr Wert auf Komfort als auf Packmaß und Gewicht? Dann ist ein Deckenschlafsack die richtige Wahl.
- Vorteile und Nachteile von Deckenschlafsäcken:
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Mumienschlafsäcke
Bei Trekking- und Wanderschlafsäcken wird am häufigsten die sog. Mumienform verwendet. Diese passt sich dem Körper besser an, verbessert die Isolationswirkung und reduziert gleichzeitig Packmaß und Gewicht.
- Vorteile und Nachteile von Mumienschlafsäcken:
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4. Auswahl nach Isolationsmaterial
Schlafsäcke unterscheiden sich natürlich auch durch das verwendete Isolationsmaterial. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Typen:
Synthetische Materialien
Synthetische Materialien werden weiter unterteilt in Hohlfasern und Mikrofasern.
Sie werden meist bei Sommer- und Dreijahreszeitenschlafsäcken verwendet, und nur wenige wissen, dass die meisten von ihnen aus recyceltem Kunststoff hergestellt werden.
Im Vergleich zu organischen Materialien sind sie günstiger und pflegeleichter. Synthetische Schlafsäcke sind robust gegenüber unsanfter Behandlung und Feuchtigkeit, lassen sich problemlos in der Waschmaschine waschen und isolieren auch in nassem Zustand – ein großer Vorteil beim Biwakieren unter freiem Himmel.
Hohlfaser
Wenn Sie beim Kauf eines Schlafsacks vor allem auf den Preis achten und keine Nutzung unter extremen Bedingungen erwarten, greifen Sie am besten zu einem Modell mit Hohlfaserfüllung.
Ein Hohlfaserschlafsack ist die günstigste Variante, allerdings auch die voluminöseste und schwerste. Auch seine Lebensdauer ist in der Regel kürzer als die eines Schlafsacks mit Mikrofasern oder Daunenfüllung.
- Vorteile und Nachteile von Hohlfasern:
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Mikrofaser
Mikrofaser ist ein deutlich leistungsfähigeres Material, das sich auch für anspruchsvollere Bedingungen eignet. Deshalb wird es nicht nur in Sommer-, sondern auch in Dreijahreszeiten- oder sogar Winterschlafsäcken verwendet.
- Vorteile und Nachteile von Mikrofaser:
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Daunen
Daunen sind leichter, komprimierbarer und bieten eine bis zu doppelt so lange Lebensdauer wie synthetische Materialien – allerdings zu einem deutlich höheren Preis. Ihr größter Vorteil liegt jedoch in ihren herausragenden Isolationseigenschaften, die im Outdoor-Bereich unübertroffen sind. Diese Vorteile werden allerdings mit hohen Anschaffungskosten und erhöhtem Pflegeaufwand erkauft.
Daunen dürfen nicht feucht werden, da sich sonst die Daunen verklumpen, die Füllung zusammenfällt und der Schlafsack seine Wärmewirkung verliert.
- Vorteile und Nachteile von Daunenschlafsäcken:
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5. Auswahl nach Aktivitätsprofil
Schlafsäcke lassen sich auch danach einteilen, welche Aktivitäten mit ihnen unternommen oder unter welchen Bedingungen sie verwendet werden sollen.
- für Auto, Campingplatz oder Hütte
- für Tramping oder Angeln
- für Weltreisen und Fernreisen
- für Fahrrad und Motorrad
- für extreme Bedingungen
Für Auto, Campingplatz oder Hütte
Sie legen Wert auf Komfort? Sie nutzen den Schlafsack vor allem im Sommer oder als zusätzliche Decke in einer kühleren Hütte? Sie sind meist mit dem Auto unterwegs? Dann spielt das Gewicht keine große Rolle. Schlafsäcke mit bis zu 2 kg Gewicht sind hier vollkommen ausreichend und bieten hohen Komfort zu einem günstigen Preis.
Trampen, Zelten, Angeln
Sie sind Outdoor-Enthusiast, schlafen gern in der Natur, möchten aber jederzeit in die Zivilisation zurückkehren? Sie möchten nicht zu viel investieren, aber dennoch genügend Platz im Rucksack für mehr als nur den Schlafsack haben? Dann wählen Sie eine günstige Mumienform ohne teure Markenmaterialien. Dreijahreszeitenschlafsäcke in dieser Kategorie wiegen selten mehr als 1,7 kg.
Für Weltreisen – mit Sicherheit
Ein möglichst kompakter Schlafsack mit optimalen Eigenschaften kostet zwar mehr, aber für größere Reisen lohnt sich diese Investition. Gute Dreijahreszeitenschlafsäcke (Frühling–Herbst) wiegen weniger als 1.500 g. Achten Sie dabei immer auf die Materialqualität – der Preis spiegelt Verarbeitung und verwendete Technologien wider.
Für Fahrrad und Motorrad
Die meisten Rad- und Motorradfahrer sind im Sommer und bei besserem Wetter unterwegs. Daher eignet sich ein Sommerschlafsack, der natürlich so klein wie möglich sein sollte. Manche Sommerschlafsäcke wiegen weniger als 500 Gramm und sind damit eher ein bloßer Überwurf und Schutz vor Mücken als ein vollwertiger Schlafsack. Bis zum Gewicht von 1 kg ist die Auswahl jedoch viel größer.
Für extreme Bedingungen
Schlafsäcke für extreme Bedingungen setzen auf modernste Materialien – manchmal kann davon sogar das Leben abhängen. Diese Schlafsäcke sind entsprechend teuer und technisch ausgefeilt. Als Füllmaterial wird meist nach wie vor Daune verwendet – sie wird durch wasserdichte Membranen oder hydrophobe Beschichtungen geschützt.
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Nach Grenztemperatur
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Sommerschlafsäcke
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Dreijahreszeitenschlafsäcke
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Winterschlafsäcke
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Deckenschlafsäcke
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Doppelschlafsäcke
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Kompakte & leichte
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Daunenschlafsäcke
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Kinderschlafsäcke
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Autor: Vít Hruška
Quellen: Archiv des Autors, Martin Surovec, pixabay.com, unsplash.com